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erstellt am 01.10.2023

Unterwegs mit dem batterieelektrischen Solterra fühlen sich Fahrerin/Fahrer auch im hochalpinen Gelände subaruwohl
Fotos: igm/Franzesco Bolzano

Fahrbericht Subaru Solterra E-xperience

„Nicht so stürmisch …“

Zukunftsaktie: mit dem Solterra bringt Subaru die bekannten und von den Kunden hochgeschätzten Kernkompetenzen der Marke ins  Zeitalter der Elektromobilität. Wir gaben Gas - pardon Strom - und kamen aus dem Staunen nicht heraus.

MILDERS/MITTENWALD (at/de). Vorerst begingen wir allerdings einen Flüchtigkeitsfehler als wir zu Beginn der Testfahrten einen Hohlweg (normalerweise gesperrt)  anfuhren. Bergauf gab es kein Halten, die Traktor-/Schlepper-Leisen (-Spuren, für Nichttiroler) wurden zu Schienen und stellten Fahrzeug und Fahrer vor keine Probleme. Retour ging es dann mit X-mode, Einstellung Schotter. Ebenfalls problemlos.

Probleme traten dann beim Foto schießen auf, die Reifen unansehnlich braun statt schwarz, das Fahrzeug noch ein bisschen grauer als die Deckfarbe Harbor Mist Grey. Diesen staubigen Eindruck wollten wir dann doch nicht so widergeben, auch wenn er den harten Testalltag recht gut aufzeigen hätte können, und verschoben die FotoShootings auf später.

Viel zu schade, dennoch: der Subaru Solterra meistert auch Passagen mit extrem herausfordernden Bodenverhältnissen

Zum Testabschluss, die Fotos waren schon im Kasten, fuhren wir dann wirklich ins unbefestigte Gelände und zeigten dem Solterra seine Grenzen. Erdhügel und Baumstümpfe mittig zu nehmen ist nicht ratsam, der Frontspoiler gebietet Einhalt. Vorsichtige und Adleraugen finden aber den Weg zwischen diesen Unebenheiten und dann sind steile Waldgebiete/Weiden/Wiesen nur mehr Jimmy Carters Erdnüsse.

Der permamente Allradantrieb sowie X-Mode mit den Einstellungen Schnee/Schotter oder Matsch/Tiefschnee überzeugt in sämtlichen Gefilden - und seien die Gegebenheiten noch so unwirtlich. So ist die Gripfähigkeit per Schalter (Grip Control) manuell einstellbar! Zudem könnte die Traktionskontrollle (bis 50 km/h) auch noch ausgeschaltet werden, für ein eventuelles Freischaukeln ...

Mit den Fahrmodi: Normal, Eco und Power sind Subaru-Eigner (das innen sparen wir uns, der besseren Lesbarkeit halber) sowohl im Alltag als auch in extremis bestens gewappnet. Sicherheitsmäßig ist alles vorhanden, was gut und teuer ist, 360-Grad-Kamera(s) inklusive. Die Aufzählung ersparen wir uns, soviel ist aber anzuführen: bevor es zu irgendwelchen Berührungen kommt, betätigt ein Helferlein die Hupe und der Solterra bleibt stehen.

Die Heckkamera überträgt ihre Aufnahmen direkt in den Rückspiegel - so bleibt auch bei voller Besatzung oder überdimensionaler Ladung der Blick nach hinten ohne Einschränkung. Das Multifunktionslederlenkrad ist so wie es sein soll, griffig sowie sinnvoll und ordentlich bestückt. Hier finden sich auch Schaltwippen, die zur Rekuperation einladen und die wir gerne und viel benützt haben. Einpedal fahren ist ebenso möglich, es bedarf nur das Einschalten via Druckknopf.

Die beiden elektrischen Achsmotoren im Solterra treiben die Vorder- und Hinterräder unabhängig voneinander an und ermöglichen eine fein abgestimmte Regelung des Drehmoments, die den Allradantrieb von Subaru noch weiter optimiert

Den Fahrmodus Power genossen auf Asphalt in Richtung Stubaier Gletscher. Der Vorwärtsdrang ist unwahrscheinlich, schreiben wir es unverblümt aus: Ein "sagenhafter Punch" aus jedem Drehzahlbereich heraus ist abrufbar, so dass wir von unserer Beifahrerin immer wieder eingemahnt wurden: "Nicht so stürmisch!" Dieser Testabschnitt verlangte uns 15,5 kw/h auf hundert Kilometer ab - relativieren wir es ein wenig nach oben, schlussendlich ging es zur Hälfte ja auch bergab.

Schrecksekunde
Mit einer Sonderprüfung haben wir bei der Bergwärtshatz nicht gerechnet aber die ansonsten fein asphaltierte Straße war urplötzlich geschottert und wies sogar einen gar nicht so kleinen Sprunghügel auf. Wir haben schlichtwegs übersehen wie schnell wir unterwegs waren, drückten den Hops nach Skiläufer-Manier, und blieben in der Wertung.

Das tolle Fahrverhalten kann im Zusammenspiel Vollgas, Gaslupfen, Vollgas immer weiter in den Grenzbereich ausgereizt werden. Wir haben einen Achterbahnkurs rasant ausgefahren, kamen neutral um die Schleifen, lenkten das Heck (gekonnt) per Stromeinsatz nach.

Das Spiel mit dem Giermoment
Auf Anhieb ist der Solterra gut beherrschbar, auch dann wenn frau/mann einmal zu lange am Strompedal stehen. Perfekt austarierter Allradantrieb und die tief im Unterboden integrierte Batterie-Einheit ergänzen bekannte Subaru-Tugenden und sorgen für eine außergewöhnliche Stabilität. Hier bekommt das Giermoment eine leichte Abwandlung: Fahrerin/Fahrer genießen das Kurvenmomentum und warten "begierig" auf die nächste Biegung.

Volle Konzentration ist dennoch erforderlich, kommen die Kurven aufgrund der fulminanten Beschleunigung doch in nullkommnix näher. Gut, dass die Bremsanlage tatkräftig mitspielt und das ABS feinfühlig einsetzt. Grenzgänger werden dann vom ebenfalls sehr ausgereiften ESP unterstützt, so dass es zu keinen unliebsamen Überraschungen kommt.

Einleuchtend: Der Subau Solterra (ver)braucht nur soviel Strom wie Fahrerin/Fahrer es erlauben. Mitdenkend gefahren sind es 13,6 kw/h auf 100 Kilometer, 14,7 kw/h benötigten wir im Durchschnitt (vierzehntägiger Test).

Da wollen wir den Kaufpreis doch noch ins Spiel bringen: 65.400,- Euro müssen erst zusammengepart werden. Dennoch dürfte der Erwerb des Solterras eine gute Investition sein. Die Erhaltungs- und Betreibungskosten sind kaum der Rede wert und dürften den Einsatz über die Jahre hereinspielem. Acht Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung kommen dazu.

Laden an der eigenen Schukosteckdose hebt die Laune zudem - wir kamen damit bestens über die Runden, trotz der doch teilweisen weiten Ausflugsreisen.

Schau mir in Augen Kleiner
Die weiten Ausflugreisen können von Fahrerin/Fahrer und den weiteren Insassen sorgenfrei genossen werden, das Fahrerüberwachungssystem meldet rechtzeitig irgendwelche Auffälligkeiten.

Kommen wir zum Komfort: Technisch und sicherheitsmäßig ist alles das was diesen hoch hält. Aber: Der Solterra schluckt beispielsweise auch Weideroste als ob die Eisenkarrees auf Gummi gelagert wären - auch wenn dieselben mit hoher Geschwindigkeit passiert werden.

Die Platzverhältnisse sind großzügig sowohl für Insassen als auch für eine eventuelle Beladung. So lassen sich via Kofferraum, bei umgeklappten Rücksitzen, auch sperrige Sachen leicht transportieren - seien es nun z.B. Geschirrspülmaschine, Kühlschrank oder Waschmaschine.

X-mode und die neue Grip Control sorgen für eine nicht für vorstellbar gehaltene Leistungsfähigkeit im Gelände

Fazit: Mit seiner gedrungenen Erscheinung und seiner Extravaganz:  Kiemen vorne, u.a. zur Bremsenkühlung, und den Finnen am Heck (Aerodynamik) ist der Solterra Platzhirsch auf den  Parkplätzen. Mit seinen Qualitäten setzt er sich tagtäglich durch, mit seinen unerschöpflichen Einsatzmöglichkeiten erfreut er seine Besitzer.

Zahlreiche praktische Lösungen unterstreichen zudem die Alltagstauglichkeit, die umfangreiche Serienausstattung lässt wohl keine Wünsche mehr offen. Der Listenpreis von 65.400,- (inkl. aller Abgaben, ohne Boni) ist auch ok. Abzüglich der Boni (Euro 5.400,-/Stand Oktober 2023) wären 60.000,- Euro zu berappen. Mit diversen Aktionen kommt Subaru Österreich derzeit Kundinnen und Kunden finanziell (Subaru-Bonus) und materiell (Gratis-Winterräder z.B.) nochmals entgegen.

Daumen mal pi
Die Lebensdauer eines durchschnittlichen Subaru-Fahrzeuges gerechnet, fällt der Kaufpreis des Solterra jährlich kaum ins Gewicht. Strom aus der Haushalts-Steckdose oder vom Solarpaneel (gilt auch für andere Elektrofahrzeuge) ist leistbar - da können Verbrenner, ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht, wirklich nicht mehr mithalten. Die Werkstattkosten dürften ebenso überschaubar sein - und die Acht-Jahres-Garantie, die Subaru verspricht, ist so und so einzigartig.
FRANZ WEICHINGER

 
TECHNISCHE DATENSubaru Solterra E-xperience Motor: zwei Elektromotoren, vo./hi.Antrieb: Allrad/Einstufen-AutomatikLeistung: 160 kW/218 PSMax. Drehmoment: 338 Nm ad hocHöchstgeschwindigkeit: 160 km/h/WerkBeschleunigung: 0 bis 100 km/h 6,6 sekBereifung: 235/50R 18 Testverbrauch auf 100 km: 14,7 kw/hTest-Reichweite: 454 km Mitwelt: C02-Emission: 0 g/km Anhängelast: 550 kg/gebr. und ungebr.Preis Testauto: € 65.400,- inkl NoVa/MwSt Garantie: Acht Jahre ohne km-Begrenzung                               (Stand Oktober 2023)

Für Sicherheit sorgen zahlreiche aktive und passive Systeme: Das erstmals zum Einsatz kommende Subaru Safety Sense ist dem bekannten Eye-Sight-System durchaus ebenbürtig