K O M M E N T A R • auto-motor-special 04/2023
erstellt am 10.03.2023

Kommentar von Franz Weichinger

Abzocken? Nein danke!

Beruflich mit Neugier gesegnet, war ich bereits 1989/90 rein elektrisch, und dies sowohl mit dem Auto (Batterie) als auch mit dem Fahrrad (Batterie/Solar) unterwegs. Als Motorsportler erinnere ich mich auch gerne an die ersten E-Karts und ihren unbändigen Vorwärtsdrang.

Heute spreche ich mich somit aus den unterschiedlichsten Gründen für den Einsatz von Elektrofahrzeugen aus. Aber nicht ausschließlich.

Sinnvoll wäre ein Nebeneinander: Verbrenner (auch E-Fuel)  und Elektro (Batterie/Wasserstoff) könnten sich die Waage halten, je nach Präferenzen.

Leicht wird der unbedarften Verkehrsteilnehmerin/dem unbedarften Verkehrsteilnehmer der Umstieg auf ein elektromobiles Gefährt allerdings nicht gemacht. Der Kauf eines tollen E-Fahrzeuges wird spätestens dann hinterfragt, wenn Tankstellen/Ladestromanbieter meinen eine Goldgrube aufgetan zu haben.

Den Strom zahlen, der tatsächlich im Auto ankommt
Abrechnung nach kW und dies zu einem ausgepreisten Tarif sollte gang und gäbe sein und nicht die Dauer wie lange der Stromstutzen an der Station hängt. Augen auf, aber auch die Konsumentenschutzvereine wären gefordert, der Gesetzgeber so und so!

T I T E L . T H E M A • auto-motor-special 04/2023
erstellt am 10.03.2023

 

Das Körberlgeld der Stromanbieter gehört gestrichen: nicht nur die Ladekurven im E-Fahrzeug unterstreichen die Notwendigkeit von kW/h-basierten Tarifen
Foto: Franz Weichinger

Forderung nach kW/h-basierten Ladetarifen, sonst:

Wird es nichts mit der E-Mobilität!

Eine aktuelle Untersuchung zeigt wieder einmal mehr, wieso es problematisch ist, dass man häufig immer noch für die Dauer des Ladevorgangs zahlt – anstatt für den Strom, der tatsächlich im Auto ankommt. 

INNSBRUCK (at). Hersteller von E-Autos werben mittlerweile mit Ladezeiten von dreißig Minuten oder weniger. Solche Werte sind an Schnellladesäulen zwar erreichbar, allerdings nur unter Idealbedingungen, stellt der Autofahrerclub ÖAMTC klar.

"Vor allem im Winter sieht es in der Praxis meist ganz anders aus – gerade, wenn wirklich tiefe Temperaturen herrschen", erklärt Markus Kaiser, E-Mobilitätsexperte beim ÖAMTC. "Einerseits sind längere Ladezeiten natürlich eine Komforteinbuße, andererseits aber auch eine finanzielle Mehrbelastung: Denn speziell an öffentlichen Ladestationen wird meist nach Zeit abgerechnet."

Umstellung auf Kilowattstunden-basierte Tarife
Um herauszufinden, wie groß diese Problematik für Konsumenten tatsächlich sein kann, hat der Mobilitätsclub das Ladeverhalten aktueller Elektro-Autos bei winterlichen Temperaturen überprüft. Die zentrale Frage: Wie viel Strom kommt bei welchem Ladestand im Akku der Autos an und welche Ladezeit ergibt sich dadurch?

Kaiser fasst zusammen: "Die Ladekurven der einzelnen Fahrzeuge unterscheiden sich zum Teil stark. Was aber bei allen Modellen ähnlich ist: Die Ladeleistung schwankt, ist speziell zu Beginn der Ladezeit deutlich reduziert und zeigt eine direkte Abhängigkeit von den Temperatureinflüssen. Außerdem war bei allen Fahrzeugen ab einem Akku-Füllstand von rund 80 Prozent ein signifikanter Rückgang der Ladeleistung zu beobachten."

Generell hängen die Unterschiede zwischen beworbener und tatsächlicher Ladedauer vor allem vom Zustand und der Temperatur in der Traktionsbatterie des Fahrzeuges ab. "Im Endeffekt sind das Werte, die man als Konsument:in nicht kennt", hält der ÖAMTC-Experte fest. Die Folge: Im Vorhinein abzuschätzen, wie lange man an der Säule steht und wie viel man bei einer Abrechnung nach Zeit dadurch für die Ladung bezahlen muss, ist praktisch nicht möglich.

Technisch sind weder Ladeverluste – der Mobilitätsclub hat im Sommer 2022 einen Test dazu durchgeführt – noch Schwankungen in der Ladeleistung zu verhindern.

Die aktuelle Untersuchung zeigt aber einmal mehr, wieso es problematisch ist, dass man häufig immer noch für die Dauer des Ladevorgangs zahlt – anstatt für den Strom, der tatsächlich im Auto ankommt.

Kaiser: "Angesichts der Testergebnisse fordern wir einmal mehr die rasche Umstellung auf Kilowattstunden-basierte Tarife oder zumindest eine eindeutige Trennung zwischen Lade- und etwaigen Parkgebühren. Nur so ist Preistransparenz möglich – und nur so ist gewährleistet, dass man lediglich  für jenen Strom zahlt, den man auch nutzt."

ÖAMTC-Tipps für E-Auto-Besitzerinnen/Besitzer
* Bei tieferen Temperaturen generell längere Ladezeiten einplanen.
* Die Batterietemperierung des Fahrzeuges immer nutzen.
* Nicht nach einer längeren Stehzeit und mit ausgekühlter Batterie zur Ladestation fahren
* Den Akku nur bis zu 80 Prozent laden, denn spätestens dann sinkt die Ladeleistung rapide